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Jun 21, 2021Liked by Susanne Barta

In meiner Zeit als Taxifahrer zu Studienzeiten bekam ich von den unteren sozialen Schichten meistens deutlich mehr Trinkgeld, als von offensichtlichen reichen Menschen. Warum war das so? Klar, weil die, die geizig sind, sind wohlhabend geworden! Das greift wohl zu kurz. Aber ich glaube schon, dass sich die untere soziale und teilweise auch die Mittelschicht mehr Gedanken um Hilfsbereitschaft für Arme macht. Wieder könnte ich fragen, warum ist das so?

Und wenn mir ein penetranter Bettler mit unterwürfiger bestens einstudierter Mimik und Gestik ein paar Euro entlocken will, dann macht das auch etwas mit meinem Gefühl. Abweisend vorbeizugehen, auch wenn ich weiß, dass mir 5 Euro nicht wehtun und auch wenn ich weiß, dass meistens nicht die aufdringlichen Bettler die wirklich Notleidenden sind, fällt mir nicht leicht. Wiederum die Frage: Warum ist das so?

Würde ich mich wohler fühlen, wenn ich selbst den Weg der Armut wählen würde? Kann gut sein. Aber geholfen wäre der Gesellschaft damit wahrscheinlich auch nicht...

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Jun 15, 2021Liked by Susanne Barta

Helfen ist einfach und schwierig zugleich. Und ja, ich bin mir meiner Privilegien nicht vollständig bewusst. Da gibt es eine interessante Studie: bei einem Monopolyspiel bekam ein Teil der ProbandInnen deutlich mehr Geld und verdiente auch bei jeder Miete und bei jedem Zug über Los das Doppelte von den anderen. Es war unmöglich für diese SpielerInnen, zu verlieren. Und jetzt kommt‘s: obwohl das allen klar war, glaubten die GewinnerInnen trotzdem, dass sie einfach gute SpielerInnen seien und aufgrund ihres Geschicks zum Reichtum gekommen seien. Ich bin der Meinung von diesem Mechanismus sind wir alle nicht ganz frei. Unbewusst.

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Soziales Handeln, im erweiterten Sinn, sollte unabhängig von der subjektiven Gefühlswelt passieren. Nur so kann es die Wirksamkeit erreichen, die objektiv gefordert ist. Gefühle haben da nichts verloren. Dies wird jedoch zunehmend schwieriger in einer von individualisierter und subjektivisierter Empfindlichkeit durchwachsenen, und selbige zu vermeintlicher Allgemeingültigkeit erhobenen moralischen Instanz, westlichen (!), um nicht zu betonen “mitteleuropäischen”, Gesellschaft. Und die Rolle der christlichen Religion in unserer Sozialisation spielt da gut versteckt mit.

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