Es ist kein besonders schönes Thema. Vor allem nicht, wenn man Tiere gerne hat. Und das habe ich. Ich wohne in einem alten Haus, mit vielen Schlupfwinkeln, einem Zwischendach und etlichen unterirdischen Räumen, die vor allem als Abstellräume benutzt werden und wo auch jahrzehntealter Staub liebevoll denkmalbeschützt wird. Ein Paradies für Lebewesen aller Art.
Sobald es kälter wird, flüchtet sich allerhand Kleingetier ins Innere, vor allem Ratten schätzen die vielen unsichtbaren Wege und Verstecke. „Ratten sind intelligent, anpassungsfähig, haben eine ausgeklügelte Sozialstruktur und sind äußerst vermehrungsfreudig. Fähigkeiten, die den Tieren zu einer erfolgreichen Verbreitung verhalfen”, lese ich auf planet-wissen. Und: „Warme und trockene Plätzchen in den oberen Etagen sind sehr nach dem Geschmack der Hausratten.”
Jedes Jahr schaffen es verlässlich einige Ratten bis zu uns ins oberste Geschoss des Hauses. Sie sausen fröhlich über die Terrasse, fressen im Sommer schon mal gerne verschiedenste Kräuter ab, klettern an den Dachrinnen und Abflüssen rauf und runter und wenn sie es ins Innere der Wohnung schafften (nota bene: hier ist der Staub nicht denkmalbeschützt!), dann mussten schon eine Pflanze, Schläuche und diverse Lebensmittel dran glauben. Außerdem sind sie nicht stubenrein. Das klingt so locker dahin formuliert. Für mich ist das aber eher ein Alptraum. Ratten in der Nähe? Sogar hin und wieder in der Wohnung? Das macht mich gelinde gesagt unruhig bis hysterisch.
Mein Mann ist da anders. Der findet das recht normal, ist eben so bei alten Häusern. Mich nehmen die Rattenerfahrungen mit. Vor kurzem spazierte eine Mini-Ratte an mir vorbei, als ich – ganz unter Strom von Narcos Mexico – auf der Fernsehmatratze lag. Es folgte ein gellender Schrei. Mein Mann ist dann aber auch der, der etwas dagegen unternimmt. Rattenfallen gehören bei uns nun zum Haushaltsmobiliar. Sie werden von ihm bedient, ich hätte Angst, dass ich mich da selbst verletze (diese Angst ist berechtigt) und wenn ich an die Entsorgung der toten Ratte denke, wird mir kotzübel. Ich bin dankbar, dass ich das nicht machen muss. Dafür übernehme ich das Desinfizieren der Teile der Wohnung, die ich für „kontaminiert” halte.
„Ratten werden schon im Alter von sechs Wochen geschlechtsreif. Die Tragzeit eines Rattenweibchens beträgt nur drei Wochen und nach der Geburt ist die frisch gebackene Rattenmama bereits wieder empfängnisbereit. Ein Rattenpärchen kann so innerhalb von zwei Wochen 100 Nachkommen produzieren.” Das klingt doch ziemlich beunruhigend muss ich sagen.
Natürlich stellt sich mir die Frage nach dem Tierwohl. Der Anthropozentrismus ist kein Erfolgsmodell für diese Welt, das weiss ich. Trotzdem bin ich keine radikale Tier-Aktivistin. Ich verzichte nicht gänzlich auf Fleisch, trage Lederprodukte und besitze auch einige Seidentücher. Ein Hund ist für mich immer noch ein Hund und kein Schoß- und Betttier oder Partnerersatz. Motten und Mücken in der Wohnung werden von mir gnadenlos verfolgt, ebenso die aus China eingeschleppten Wanzen, die unser Haus geradezu magisch anzuziehen scheint. Ich dulde auch keine Ameisenstrassen in der Wohnung. Käfer, Spinnen und anders Kleingetier hingegen werden gerettet und ins Freie befördert.
In den letzten Wochen mussten bisher insgesamt sieben Ratten ihr Leben lassen. Eine Mutter-Ratte und ihre sechs Kinder. Sie tun mir natürlich auch leid, aber leben will ich mit ihnen trotzdem nicht. Unvorstellbar, wenn sich die alle auch noch vermehrt hätten! Sie nagen Isolierungen an, alles, was sich ihnen in den Weg stellt, machen dabei einen Höllenlärm und ich muss sagen, vor so einer großen Ratte ekelt es mich auch, egal ob drinnen oder draußen.
Vermutlich ist es hier so, wie beim Zusammenleben überhaupt. Es geht nicht mit allen und allem. Und Ratten haben in (m)einer Wohnung nichts verloren. Leider sind die Tiere dann aber doch nicht so intelligent, dass sie verstanden hätten, dass dieser Ort für sie sehr gefährlich ist.
Ich hoffe inständig, dass es für heuer vorbei ist. Und: Solltet ihr einen guten Rattenfänger benötigen, mein Mann ist sehr zu empfehlen.
Take care, so long, yours,
Frau Susi
PS Es gibt aber auch Good News: Morgen werden Teil 1 und Teil 2 der Lockdown Aufzeichnungen präsentiert. Mehr dazu hier.
Und seit kurzem schreibe ich auch – in unregelmäßigen Abständen – für den Blog von laifain. Das freut mich sehr!
PPS Was könnt ihr auf meinem Sustainable Fashion Blog lesen? Der Südtiroler Designer Roland Kathrein, er arbeitet für Big Player wie Inditex (Mutterkonzern von Zara, Massimo Dutti, Bershka…), spricht über Nachhaltigkeits-Bemühungen und Greenwashing der Fast Fashion Branche und ich stelle euch das ambitionierte Kreislaufwirtschafts-Projekt CORAcircle vor.
🥰
Liebe Frau Susi, ich habe mich schon lange nicht mehr zu Wort gemeldet, mea culpa und sorry!! Zu Ihrer Ratten und Motten Einstellung, die ich teile kommen auch noch Gelsen und Fliegen hinzu, die hier in Wien wenn es kühl wird unsere Gefilde heimsuchen. Ratten habe ich auf unserer Terrasse oder in der Wohnung mitten im 8. noch nicht erlebt, aber sollten sie auftauchen bitte ich Euch um Besuch, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen :) Es tut mir übrigens furchtbar leid morgen nicht präsent (eine echte Hype-word nowadays) sein zu können zur Lockdown Präsentation, aber jetzt schneit und friert es zum Lockdown auch noch, daher war es die richtige Entscheidung nicht zu fahren!! Ich wünsche eine tolle Zeit und verbleibe hochachtungsvoll....