Also eigentlich trinke ich derzeit keinen oder kaum Wein. Der Sommer war lang und die Gelegenheiten Wein zu trinken sehr zahlreich und auch im Urlaub trank ich jeden Abend Wein. Es braucht da ab und an mal eine Pause. Jedenfalls brauche ich das. Das heißt aber nicht, dass ich mich auch in der Zeit der Pause, nicht immer wieder mit Wein beschäftige.
Zunächst mal bin ich umgeben von Weinreben, also da wo ich wohne – beste Lagrein Trauben. Mein Mann ist seit Jahrzehnten Teil der (italienischen) Weinwelt, zunächst im Rahmen von Kloster Neustift, nun mit einem eigenen mini-kleinen, feinen, privaten Lagrein Riserva Projekt, das noch im Oktober gelauncht wird.
Um in dieser weinseligen Umgebung wissensmäßig nicht gänzlich unterzugehen, habe ich vor etwa sechs Jahren die erste Stufe eines Sommelier-Kurses absolviert. Ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht mehr an allzu viel, aber der Kurs hat meine Einstellung zum Wein doch etwas verändert, insofern, als ich gemerkt habe, wie groß und spannend die Weinwelt ist und mir klar wurde, wer sich einmal infiziert hat mit dem Wein-Virus, der kommt nicht mehr weg. Ich kann seit damals einen ganzen Abend interessiert zuhören wie sich fachkundige Menschen über Wein unterhalten, dabei fleißig mitkosten und fasziniert feststellen, was es noch alles gibt, das es wert ist/wäre entdeckt zu werden.
Der ganze Zauber um „ich rieche Erdbeeren, dunkle Kirschen, helle Kirschen, Marille, Stachelbeere, Cassis, Tabaknoten, grüne Noten, Pferdeschweiß, Paprika, Tomatenblatt, Apfel, Mango, Brombeeren, Kraut, Ananas, Vanille usw.” war anfangs eher befremdlich, einiges konnte ich „gerüchlich“ nachvollziehen, einiges überhaupt nicht und ich hegte den Verdacht, dass da manches einfach sortenspezifisch auswendig gelernt wurde. In der Zwischenzeit ist es mir egal, was andere riechen, ich sage das, was ich halt rieche oder was ich nicht rieche. Die Gefahr daneben zu liegen nehme ich in Kauf.
Mir schmeckt vieles, aber meine Lieblingssorten sind Riesling und Blauburgunder. Beide Weine sind nicht unbedingt die Vorzeige-Sorten Südtirols, beim Riesling ist Deutschland tonangebend, beim Blauburgunder die Franzosen wohl nicht zu schlagen. In Südtirol beziehen sich meine Vorlieben etwas weniger auf die Sorten, als auf die Winzer. Ich bin auch keine allzu große Freundin von Natur- und Orange-Weinen. Es gibt einige sehr gute, viele sind nicht zu trinken finde ich. Jedes Klima erfordert eine andere Pflege der Reben, daher gelingt Bio nicht überall gleich gut. Wein ist für mich immer noch ein Genussmittel und guter Essensbegleiter, kein ideologisches Projekt.
Gerade ist wieder Wimm-Zeit, da werden die Trauben von den Reben geschnitten, letztes Wochenende habe ich bei einem Freund mitgeholfen, die Trauben zuhause hängen noch und werden erst gewimmt. Das ist sehr spät, aber es war lange kalt im Frühling. Das könnte heuer ein guter Jahrgang werden, hab ich gehört.
Was mich immer noch beeindruckt ist, wieviel Zeit und Pflege und Liebe es braucht bis eine Flasche Wein auf dem Tisch steht. Wer das mal mitverfolgt hat, der verändert seinen Blick auf die Sache. Mir ging es zumindest so. Und ich bin auch immer wieder überrascht, für wie wenig Geld man eigentlich richtig guten Wein bekommen kann. Ich ließ mir erklären, dass bis an die 70 Euro wirklich Unterschiede erkennbar und auch gerechtfertigt sind. Alles was drüber ist bestimmen Angebot und Nachfrage.
Vor zwei Jahren hab ich zwei Südtirol-Veranstaltungen in Deutschland moderiert, da war ein sehr guter Sommelier mit dabei, ein Spezialist für Naturweine, und der hat mir erzählt, was so alles hineingemixt wird in viele Südtiroler Weine. Da war ich dann doch überrascht, das heißt aber nicht, dass es immer noch welche gibt, die nicht heimlich designen. Ich mag Weine mit Charakter und bin kein Fan von Einschmeichlern.
Hier ein paar lokale persönliche Tipps:
Sauvignon, Magdalener und Mumbold – Wassererhof
Kerner – Manni Nössing
Blauburgunder Barthenau Vigna S. Urbano – J. Hofstätter
Blauburgunder Riserva – Muri Gries
Weissburgunder Strahler – Stroblhof
Riesling – Castel Juval
Die Weinkarte von Bad Schörgau ist ein Hit!
Und etwas südlich von Südtirol: Teroldego von Foradori, Jung-Winzer Emilio macht´s richtig gut!
Und: Riesling El Casal Vilmezzano – Privatabfüllung
Also, auf euer Wohl!
Yours,
Frau Susi
PS: zum Französisch Anfänger Kurs hab ich mich angemeldet auf Babbel, aber bisher keine Zeit gehabt reinzuschauen.
PPS: Letzte Woche ging es im Sustainable Fashion Blog unter dem Titel „Out of Season ist so Out of Season” um Secondhand und Vintage und das Zeitmagazin und um persönlichen Stil.
Diese Woche gehts um bevorstehende nachhaltige Fashion-Veranstaltungen, viele live, einige online. Vielleicht hat jemand Zeit und Lust dabei zu sein?
A ta santé!
Nun, was den Wein betrifft, kann ich eigentlich nicht mitreden: Als Kind dachte ich mir „wie kann man nur aus so etwas gutem wie Trauben so etwas grausiges wie Wein machen?“.
Heute bin ich nicht viel darüber hinaus, trinke hin und wieder ganz gerne mal ein Glas, aber wenn ich es nicht hätte, würde mir nicht wirklich etwas fehlen.
Was aber nett ist: Ein Freund von mir hat in Aldrans (auch in Nordtirol gibt es immer mehr davon) einen kleinen Weinberg. Dort etwas mitzuarbeiten macht mir Freude und ich bin schon in Erwartung des Wimmens (den Ausdruck habe ich gerade von Dir gelernt). Aber noch passt der Zuckergehalt nicht….
Wunderbar finde ich übrigens die bald herbstlich gelb verfärbten Weinberge in Südtirol und anderswo (zum Beispiel am Genfersee ein Traum) - eine optische Pracht! Insofern ein Hoch auf die Weinkultur auch von mir😉