Es ist beängstigend und traurig. Frauen, die Opfer von Gewalt werden, sind in der Zwischenzeit Dauerthema in den Nachrichten. Ich kenne die Statistiken nicht genau, wird es mehr? Gefühlt jedenfalls passiert fast ständig was. Es ist beschämend. Und macht nachdenklich. Es hat Jahrhunderte, Jahrzehnte gedauert bis wir in demokratisch verfassten Ländern zumindest halbwegs Gleichstellung und Chancengleichheit hingekriegt haben. Auch wenn noch viel Luft nach oben ist. Aber gerade scheint einiges in gröbere Schieflage zu geraten. Gesellschaftliche Veränderungen, die Angst vor Abstieg und Zukunftsherausforderungen, Überforderung, die versuchte und meist nicht ausreichende Integration von Kulturen, die den Wert der Frau anders bemessen – da kommt einiges zusammen. Beratung und Information reichen nicht aus. Psychologische Opfer- und Täterbetreuung auch nicht. In Frankreich zum Beispiel möchte man das Unterrichtsfach Empathie einführen, das verschiedensten Formen von Gewalt und Intoleranz entgegentreten soll. Das ist wichtig und löblich, reicht aber in meinen Augen auch nicht aus.
Es wird Zeit, dass wir Mädchen und Frauen selbstermächtigen und ihnen dazu entsprechende Instrumente in die Hand geben. Selbstverteidigung muss Unterrichtsfach werden. Rund herum kann man dann psychologisch-philosophisch begleiten. Mädchen sollen von klein auf lernen, dass sie sich verteidigen können. Und dürfen. Und wer einmal gesehen hat, wie ein zartes Mädchen einen ausgewachsenen Mann auf den Boden legt, weiß, dass es funktioniert. Ich verstehe nicht, dass das noch niemand gefordert hat. Aufklärung, Schutz etc. braucht es natürlich, aber sich selbst für die eigene körperliche Unversehrtheit einzusetzen, gibt ein gänzlich anderes Selbstbewusstsein. Vor allem ein anderes Sicherheitsgefühl. Mir hätte das geholfen. Ich habe selbst als kleines Mädchen und junge Erwachsene am eigenen Körper erlebt, dass Männer Grenzen überschreiten. Schon in der Grundschule braucht es ein Wissen darüber, wieweit der Onkel, der Bruder, der Vater, der Hausmeister, ein fremder Mann gehen dürfen. Ab wann wir von Vergewaltigung sprechen. Dass Nein, nein heißt. Und wer das nicht respektiert landet eben auf dem Rücken.
Judo zum Beispiel dient der Verteidigung, ist sehr effektiv, unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung und hat eine geistige Dimension. Es ist olympische Disziplin und jede und jeder hat schon mal was darüber gehört. Also: Was spricht dagegen? Selbst ist die Frau. Das muss endlich rein in die Lehrpläne.
Yours,
Frau Susi