Vor kurzem bin ich 54 geworden. 54 Jahre jung, heißt es gerne. Aber ich finde, man sollte den Dingen in die Augen schauen, also 54 Jahre alt. Das älter werden beschäftigt mich, wie wohl die meisten auch. Wer sagt, er oder sie hätte überhaupt kein Problem damit, hat meist ein großes. Das habe ich jedenfalls so beobachtet. Ich finde das älter werden nicht grandios toll. Einiges ist gut, weil viel mehr Erfahrung – ich würde zahlen dafür, nicht mehr 20 sein zu müssen – aber die zunehmenden Falten und die dürrer werdende Haut, die Muskeln (Fett?), die sich sachte, aber entschlossen vom Knochenbau lösen, die Beweglichkeit, die eindeutig abnimmt, schlaffer werdende Oberarme, das alles ist nicht wirklich erfreulich. Nichts desto trotz hab ich mir zum Geburtstag auf die Schulter geklopft und gemeint, „gut gemacht“. 54 zu werden ohne allzu große physische und psychische Schäden sind eine Leistung und ein Geschenk finde ich und alles andere als selbstverständlich.
Happy Birthday Frau Susi!
Sich mit dem älter werden auszusöhnen ist wichtig und das auch halbwegs würdevoll zu tun. Würde heißt für mich, sich nicht bis zur Unkenntlichkeit aufspritzen und straffen und niederoperieren zu lassen. Das durchschnittliche Soap Opera und Veline (eine italienische Spezialität: viel lächeln und halbnackt im Fernsehen tanzen) geprägte Schönheitsideal trägt leider nicht zur Schönheit dieser Welt bei: aufgeblasene Körperteile, verzogene Gesichter, Schlauchboot-Lippen, entstellte Mimik und was weiß ich noch alles. Das heißt aber nicht, dass man der Schwerkraft freien Lauf lassen und alles hinnehmen sollte. Graue Haare versuche ich (der Friseur!) so gut es geht in die Farbgebung zu integrieren, auf Totallook grau habe ich überhaupt keine Lust. Zugegeben, es steht einigen sehr gut. Aber nicht wenige schauen einfach um zehn Jahre älter aus. Das muss nicht sein, sage ich mir.
Sport in Maßen, Yoga und Pilates halten das wichtigste zusammen. Ich bin nicht bereit für ein hysterisch-übertriebenes Menopausen-Sportprogramm. Nicht zu viel und nicht zu wenig essen hilft auch, auch halbwegs gesund zu essen. Etwas Farbe ins Gesicht finde ich wichtig. Bis heute kann ich das nicht sehr gut. Ich bewundere die Makeup-Pros, was man da alles herausholen kann aus einem Gesicht! Meine Makeup Utensilien halten ewig und ich brauche fast alles auf – das hat in diesem Fall etwas weniger mit Nachhaltigkeit, sondern einfach mit meiner schminktechnischen Phantasielosigkeit und Ungeschicktheit zu tun. Das ganz Natürliche finde ich farblos (manchmal wirkt es auch einfach ungepflegt) bzw. gefällt mir das nur bei sehr jungen Menschen/Frauen. Leider hängt uns nachgeborenen deutschen Frauen da ab und an noch die Nazizeit nach. Die deutsche Frau musste natürlich sein, möglichst kein Makeup, keine gefärbten Haare und keinen Firlefanz. Schlicht, tüchtig und ohne irritierende weibliche Ausstrahlung, das sollte sie sein.
Makeup Expertin Iris Martin schminkt mich für den GREENSTYLE (Responsible) Fashion Summit, der von 8. bis 9. April digital stattfand. Mirjam Smend und ich moderierten vor Ort in München.
Wie die meisten von euch wissen, beschäftige ich mich publizistisch und auch aktionistisch mit nachhaltiger Mode (hier gehts zu meinem nachhaltigen Modeblog auf franzmagazine). Mode und älter werden ist ja auch ein sehr großes Thema. Je restriktiver die Gesellschaft, desto weniger darf sich die älter werdende Frau erlauben. Mit dem Alter sollte man eher mehr denn weniger zuhängen und möglichst nicht mehr begehrenswert erscheinen. Da hat sich immerhin einiges verändert, wobei der nicht unbeträchtliche Jugendwahn bis ins hohe Alter eher für eine Gegenreaktion als für eine selbstbestimmte Balance steht. Das ganze Thema ist in meinen Augen höchst zwiespältig und wirklich komplex. Ich verwehre mich dagegen wie eine in die Jahre gekommene Dame gekleidet zu sein, laufe aber auch nicht mit nackten Beinen und Hotpants in der Stadt herum. Und cropped Tops sind sowieso tabu. Das verbietet mir meine innere Ästhetin. Aber die Grenzen sind fließend. Da ich eine scharfe Beobachtungsgabe und eine nicht weniger spitze Zunge habe, kommentiere ich auch nicht selten das, was ich sehe. Aber ich versuche mich wirklich am Zügel zu reißen. „Lass jeden und jede herumlaufen, wie er oder sie möchte, ob dir das nun gefällt oder nicht“, sage ich mir. Wobei ich meist den Stil, selten das Alter kommentiere. Aber auch hier gilt: lieber alles kunterbunt und durcheinander und daneben, als einheitlich langweilig und mainstream gestylt.
Spicing up daily life!
So, jetzt bin ich aber weit abgeschwiffen! Wenn ich mich im Spiegel anschaue, sehe ich alles. Was mir gefällt, und was begonnen hat schlaffer zu werden. Ich gebe zu, ab und an damit geflirtet zu haben, wie es denn wäre, den Hals richten zu lassen und dann ziehe ich die Haut im Nacken hinten zusammen. Schaut viel besser aus! Oder der etwas schlaffe Bauch. Den könnte man Kälte behandeln habe ich gelesen. Dann fühlt man aber anscheinend sechs Wochen kaum mehr was in dieser Region. Ohje, nein. Sollten Methoden entwickelt werden, die nicht invasiv oder sonst wie schädlich sind, kann ich mir das ja noch überlegen. Ansonsten bleiben Hals und Bauch und was sonst noch so kommt halt so wie sie sind. Außerdem würde das ja auch nie aufhören. Ständig gäbe es was zu verbessern. To be continued…
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich sehr gerne eure Gedanken zu diesem Thema hören würde. Wie das bei euch so läuft. Am Ende sitzen wir doch alle im selben oder zumindest in einem ähnlichen Boot.
Auf geht’s jedenfalls ins 55 Jahr!
Yours,
Frau Susi
P.s. Meine um drei Jahre jüngere Schwester Ulli hat heute Geburtstag. Happy Birthday sister!
herzlichen wunsch susi [du bist ja noch so entsetzlich jung]
Liebe Susanne, abgeschwiffen lebt es sich auf alle Fälle besser😁