Vor kurzem habe ich die 1000er Latte auf Instagram geknackt. Ich weiss, ich weiss, da schütteln die meisten nur mitleidig den Kopf. Für Instagram ist das kaum relevant. Ich hab mich da mit Ach und Müh hinaufgearbeitet, als nicht Digital Native, als visuell und technisch nicht sehr begabt, als nicht mehr jung und mit vermutlich zu sperrigen und ernsten Inhalten, locker-flockig liegt mir nicht besonders.
Aber ich habe mich gefreut. Und schau an, bei über 1000 kommen dann Marketing-Anfragen hereingeschneit, die anbieten, die Follower-Zahlen so richtig zu pushen. Was ich natürlich nicht mache, so verführerisch es auch wäre, mal richtig was hinzulegen. Dass das viele machen, ist kein Geheimnis. Immerhin geht es sehr oft um Business, ob man für Brands etc. interessant ist. Ein guter Check ist, sich anzuschauen, wie das Verhältnis der Follower-Zahlen zu den Likes ist. Wer über 10.000 hat und bei 100 Likes herumdümpelt, da kann man davon ausgehen, dass was nicht stimmt. Ich rede hier groß, wenn jemand herumdümpelt, bin ich das. Aber ich gebe nicht auf. Das, was ich sagen und vermitteln will, möchte ich auch auf diesem Weg tun.
Die ganze Social Media Geschichte ist so eine Sache. Viel gescholten, durchaus zurecht, aber von (fast) allen betrieben, weil es einfach ein wichtiges Instrument unserer Zeit ist, wofür auch immer. Ich für mich sage: ich kann und will nicht ohne. Auch wenn es mich zum Teil richtig stresst, mich nervös macht, weil ich mal wieder ewig für einen Post oder eine Story brauche, mich nervt, dass das bei anderen sowieso immer besser aussieht und gekonnter. Ich halte mich für durchaus gefestigt in meiner Persönlichkeit, aber Instagram kann mich schon immer wieder mal aus der Ruhe bringen und in Selbstzweifel stürzen.
Die Gefahren der sozialen Netzwerke sind mir natürlich bekannt bzw. sind sie in meinen Augen durchaus eine reale Gefahr für demokratische Prozesse. Beispiele dafür haben wir genug, man denke nur an den miesen Trump-Wahlkampf. Ich glaube auch, dass die Pandemie ohne den ganzen Social Media Wirbel anders verlaufen wäre. Wir hätten die Krise viel besser gemeistert, wenn die Weirdos und Verschwörungstheoretiker*innen keine Plattformen für ihr lautes und abstruses Geschrei gehabt hätten.
Dabei würde ich ja nie auf die Idee kommen, Instagram zu meinem Nachrichtenportal zu erheben. Auch wenn dort politisch interessante Sachen durchaus immer wieder zu finden und zu hören sind, auch die Qualitätsmedien machen ja viel Social Media. Ich mag meine Insta-Bubbel, weil ich da immer wieder was finde, was mich auch interessiert, zum Beispiel im Bereich (nachhaltige) Mode oder Infos zu Klimafragen oder tolle Looks. Da gibts einiges, was mich inspiriert. Kennt ihr den Account watchingnewyork oder den von Leandra Medine Cohen oder von Tracee Ellis Ross oder von Tilda Swinton oder den der Südtiroler Vintage-Queen Judith Bradl, die gekonnt Wes Anderson Laune verbreitet oder, das sage ich in eigener Sache, den von GREENSTYLE munich? Ich habe via Instagram zu etlichen Leuten Kontakt bekommen und sie auch in meine diversen Aktivitäten eingebaut. Ich finde Brands, die mich interessieren, Leute, die ich cool finde und so weiter und so fort.
Vermutlich bin ich nicht ganz ungefährdet so etwas wie eine Abhängigkeit zu entwickeln. Vielleicht hab ich die ja schon. Mir würde wirklich was fehlen ohne den social Echoraum. Es wäre auch ein Stück weit langweiliger und uninspirierter. Ich schaue gerne, was andere machen, posten. Und ein kleines bisschen Verbundenheit kommt da auch immer wieder auf. Ganz ehrlich, die Welt wäre sehr viel kleiner ohne. Ob ich die Zeit, die ich damit verbringe, besser verbringen oder besser nutzen könnte? Vielleicht. Vermutlich schon. Aber die rein analoge Realität reicht mir nicht.
Was mich nervt ist, dass die großen Influencer*innen ihren Einfluss meist nur für eigennützige Zwecke und Selbstdarstellung nutzen. Dabei könnten sie sich auch dafür einsetzen, dass sich was zum Besseren verändert. Ohne dass sich das gleich in eine „Zeigefinger-oben-Story” verwandeln muss. Engagement und Verantwortung können cool sein und sollen auch so aussehen. Ich hege ja eine aktive Abneigung gegen einige dieser Fashion-Instagram-Tanten, die zum Teil kaum mehr als Kleiderständer für (große) Marken sind. Aber Social Media ist eben auch nicht besser als der Rest der Welt. Mir ist lieber jede*r hat eine Stimme, als nur wenige haben eine. Leider muss man dann auch immer wieder Stimmen zuhören, wo man sich am liebsten die Ohren zuhalten möchte.
Facebook, muss ich sagen, mache ich kaum mehr. Entweder schicke ich die Posts über Instagram durch oder mache was eigenes, wenn es um lokale Sachen geht. Anschauen tu ich mir da fast gar nichts mehr. TikTok ist mir zu flach und Video kann ich auch nicht gut genug.
Whats next? Keine Ahnung, Instagram wird auch nicht ewig so weitergehen. Es ist heute sehr, sehr schwierig hier wirklich weiterzukommen, die Algorithmen ändern sich ständig, das war vor Jahren alles noch viel einfacher. Ob sich Social Media so heiß läuft, dass es irgendwann sinnlos wird? Oder nur mehr der Agitation dient? Wenn es gelänge, etwas verantwortungsvoller, freundlicher und auch lustvoller mit diesen Instrumenten umzugehen, wäre ja schon viel erreicht. Ich jedenfalls bin weiter dabei und wenn ihr mir helfen wollt, folgt mir einfach. Thanxxxxx!
Und wie schaut’s bei euch instamäßig aus?
Stay tuned and meet me also on Instagram!
Yours,
Frau Susi
PS Seit dem letzten Newsletter ist ein bisschen Zeit vergangen. Es war einfach viel los. Im Blog sind zwei Geschichten erschienen, die Frauen featuren, die ich gut und gerne als fabelhaft bezeichne. Nora Gomringer und Südtirols neue Vintage-Lady Sarah Enderle.
PPS Sehr empfehlen kann ich den neuen Wes Anderson Film „The French Dispatch”.