RausausderBubbel, das war der Plan. Der letzte wirkliche Urlaub liegt schon ziemlich lange zurück, die kurzen beruflichen und privaten Wegfahrten konnten das (post)-pandemische Bubble-Gefühl bisher nicht so ganz auflösen. Die Vorfreude war groß, die Vorbereitung allerdings etwas unambitioniert. Der etwas schwammige Rahmen war in Italien zu bleiben, nicht fliegen, bisschen wandern und vor allem Meerluft. Ende August dann endlich ein Zimmer gebucht in einem laut Rating sehr hübschen B&B am Meer, im Hinterland unzählige Wandermöglichkeiten. Am Montag ging es los in das kleine Städtchen Noli in Ligurien.
Da für Frau Susi (zumindest manchmal) der Weg das Ziel ist, gab es zuerst einmal einen Cappuccino in einer halbwegs okigen Raststätte (Hermes, Sarni und wie sie alle heißen werden gemieden) und dann auch bald ein gutes Mittagessen, auf Wunsch meines Mannes in Caorso, weil dort eines der beiden stillgelegten italienischen Atomkraftwerke steht und er das unbedingt anschauen wollte. Die Osteria del Murino in Caorso ist sehr zu empfehlen.
Um es kurz zu machen: das Zimmer in Noli war klein und dunkel, wenn auch nett eingerichtet, das Fenster ging hinaus auf einen unansehnlichen Hinterhof und musste zubleiben, weil Tag und Nacht Lärm von der Staatsstraße und Geschrei von Leuten. Das heißt, Klimaanlage in der Nacht, kein offenes Fenster und keine Meerbrise. Der Ort war recht nett, was aber bereits vor der Ankunft etwas stutzig gemacht hat, war der Hinweis der Wetter-App, dass die Luftqualität schlecht sei. Kleiner Ort am Meer mit schlechter Luft? Bald war alles klar. Der Ort liegt im Würgegriff der Strada Statale Aurelia.
Ein Aperitif und ein sehr gutes Abendessen (im Controcorrente) mit viel ligurischem Wein haben den ersten Dämpfer zunächst abgefedert. Beim Frühstück, nach einer schlechten Nacht, auf der hübschen Terrasse mit homemade Marmelade und vom netten Gastgeber selbst ins Rohr geschobenen Croissants, rauschten ein Lastwagen und ein Auto nach dem anderen vor der Nase vorbei. Nix wie raus hier, Stornogebühr und ab die Post.
Diese ganzen Ratings nerven aber auch. Woher weiß man denn, dass die Rater*innen auch nur ungefähr ähnliche Vorstellungen von Urlaub, Leben, Essen und so weiter haben wie man selbst?
Noch am Abend der Ankunft begann die Suche nach anderen Urlaubsmöglichkeiten, diesmal sehr ambitioniert. Die Buchung war für 11 Nächte, weil Fokus auf Erholung und nicht ständiges Koffer aus- und einpacken. Am nächsten Tag dann also weiter an der ligurischen Küste und auch hinauf auf die Berge, nach Finale Ligure wird es wirklich schäbig, noch lauter und richtig trist, besser ist Alassio und auch der Shabby Chic von San Remo hat was. Nach etlichen Besichtigungen von Hotels und Unterkünften, die alle nicht so wirklich gepasst haben, Baustelle daneben, etwas schmirgelig, zu touristisch, zu viele komische Leute, Brachland, wieder Straße vor dem Fenster – halb Ligurien ist an der Küste unwiederbringlich kaputt gemacht worden, Staatsstraße, Eisenbahn, zum Teil auch noch die Autobahn mitten durch, ein Alptraum – die Stimmung war zwischen Humor nicht verlieren, in der Zuversicht liegt die Kraft und leichter Verzweiflung mit Schweißausbrüchen.
Zwei sehr liebe Freundinnen, beide Meisterinnen der coolen und besonderen Unterkünfte, haben sich eingeschaltet. Aber noch zuvor hat Frau Susi in gewohnter Manier nicht aufzugeben bevor es zumindest überwiegend passt, ein kleines B&B für drei Nächte gefunden – La Pecora Nera. Also wieder rauf in die Berge in das mittelalterliche Städtchen Rocchetta Nervina. Überaus pittoresk, alles zu Fuß, die Häuser kleben am Felsen, halsbrecherische Treppen hinauf in das Zimmer. Leider bin ich was Koffer packen betrifft in prä-pandemische Muster zurückgefallen. Der Koffer ist super schwer, aber husband sei Dank, muss ich ihn da nicht hinauftragen. Und dann die Erleichterung: Ein sehr hübsches, sehr sympathisches großes Zimmer. Der Anfang ist gemacht.
Mittwoch Nachmittag: Gerade zurückgekommen von einer fast 7stündigen Wanderung in den Alpe Ligure. Fantastisch! Rocchetta Nervina ist eine Entdeckung. Man kann gut essen und wandern, das Städtchen liegt am Trail Alta Via Ligure und kaum jemand unterwegs.
Außerdem gibt’s hier auch kleine, alpine Süßwasser Laghetti, in die man flussaufwärts gehend, hineinsteigen kann.
Abendessen im Casa e Bottega in Dolceaqua, die Urlaubswelt ist (vorübergehend) wieder in Ordnung.
So, und jetzt geht’s ans weitergooglen. Next stop Frankreich, Saint-Paul de Vence - die ganze Woche ist Regen vorhergesagt.
To be continued!
Und wie läufts bei euch?
Yours,
Frau Susi
P.s. In meiner Radiosendung „Wie geht Zukunft"? war letzte Woche die junge Südtiroler Klimaforscherin Viktoria Cologna zu Gast. Den link gibts hier.
P.p.s. Und im Blog gehts um Narrative Dressing (danke Leandra Cohen für den Begriff!) und dazu einige Herbst Outfits. Übrigens findet ihr Leandra auch auf Substack, und zwar hier.