Ich mag Pflanzen sehr. Wilde Blumen, Olivenbäume, Schilf, Getreidefelder, auch gezüchtete Pflanzen, alles was grün und bunt ist. Letztes Wochenende war ich in Deutschland und hab mir die Ausstellung meiner Freundin Gabriela Oberkofler „Api étoilé – ein wachsendes Archiv“ in der Villa Merkel in Esslingen angeschaut. Da geht es um Pflanzen und Samen und alternative Landwirtschaft und zeitgenössische Kunst. Vor allem aber geht es darum, dass wir uns als Menschen nicht immer so wichtig nehmen sollten und besser mal bei den Pflanzen nachschauen und nachfragen wie die ihr Leben so gestalten.
Meine Beziehung zu Pflanzen ist mit der Zeit gewachsen. Ich kann nicht behaupten, dass ich mit den Händen in der Erde aufgewachsen bin. Ich war zwar als Kind viel draußen, meine Oma hatte einen großen Garten, ich bewegte mich gerne in der Natur, hatte aber selbst nicht viel damit zu tun. Als Studentin pflegte ich meine ein, zwei Zimmer-Palmen, gerne mochte ich auch frische Blumen. Dass ich selbst mal einen kleinen Gemüsegarten mitbetreuen würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Pflanzenträumen nicht vorgestellt. Ich hatte nie die Sehnsucht nach Gartenarbeit oder danach, die Hände in die Erde zu stecken, was Eigenes anzubauen, geschweige denn, dann auch was einzukochen. Ich kauf(t)e halt gut.
Heute gibt’s jede Menge Pflanzen in meiner Umgebung. Drinnen Orchideen, Gummibäume, einige, von denen ich den Namen vergessen habe und draußen einen kleinen Gemüsegarten, den ich, wie gesagt, co-betreue, mein Mann hat Landwirtschaft studiert, da bin ich also mehr assistierend tätig, und auf der Terrasse allerhand: Zitronenbäume, ein Olivenbäumchen, Oleander, Kräuter, Feigenbaum, derzeit eine Erdbeerstaude, Tomaten und diverse Blumen. Ich rede mit meinen Pflanzen und pflege sie gut. Beim Gemüse bin ich eher beim Gießen und Ernten zuhause, weniger beim Pflanzen und Unkraut jäten. Da meine Daumengelenke etwas abgenützt sind, ist der grüne Daumen nur begrenzt einsatzfähig. Ob ich ihn mental habe? Ich denke schon.
Keine gute Beziehung habe ich bisher zu Schädlingen, zu Läusen, Wanzen, Armeen von Ameisen, Schnecken und so weiter. Bei Gabrielas Ausstellung war auch Südtirols Vorzeige-Gemüsebauer Harald Gasser zu Gast und hat über seinen Garten erzählt. Er setzt ausschließlich auf Gleichgewichte und versucht Schädlingen ganz natürlich beizukommen, in dem er zum Beispiel ihre Feinde mitbedenkt oder die richtigen Pflanzen nebeneinandersetzt oder so. Ich gestehe, mir fehlt da die Geduld bzw. setze ich mich mit diesen Themen nur recht oberflächlich auseinander. Für Ameisenstraßen im Haus und auf der Terrasse gibt’s Ameisenfallen, für Motten Mottenfallen und nach mehrmaligem Brennnessel-Sud spritzen gegen Läuse beim Oleander folgt dann was Härteres. Ich hasse Läuse auf Pflanzen.
Immer wieder beobachte ich, dass ich bei praktischen Angelegenheiten recht gerne zu schnellen Lösungen greife. Auch wenn sie eher brachial sind. Also zum Beispiel statt Knoten liebevoll zu entwirren lieber aufschneiden oder gleich jemandem anderen geben. Oder eben mal mit bisschen Gift arbeiten. Aber ich habe mir vorgenommen hier mehr Geduld an den Tag zu legen.
Vor einigen Jahren habe ich begonnen das Buch „Die Intelligenz der Pflanzen“ von Stefano Mancuso zu lesen. Das hat mir sehr gefallen, es liegt noch irgendwo, leider habe ich es noch nicht fertiggelesen. Das, was er sagt über die Kommunikation von Pflanzen, ist zunächst belächelt worden von seinen Wissenschafts-Kollegen, heute, soweit ich weiß, hat sich das meiste als richtig herausgestellt.
Ich bin überzeugt davon, dass wir von Pflanzen lernen können. Vor allem aber schließe ich mich Gabrielas Credo an, dass wir die Welt um uns herum, Pflanzen, Tiere, die natürliche Umwelt, mit viel, viel mehr Respekt behandeln und aufhören müssen, uns hier wie die Chefs der Welt aufzuspielen. Der berühmte Naturforscher David Attenborough hat es gesagt und andere auch, die Natur wird´s irgendwie überleben, wir eher nicht, wenn wir so weitermachen.
Und wie schaut euer Verhältnis zu Pflanzen aus?
Yours,
Frau Susi
Hier geht’s zu Gabrielas Ausstellung. Und hier zum sehr interessanten Film darüber, den der SWR gemacht hat.
Im Sustainable Fashion Blog geht’s diese Woche um mehr Sichtbarkeit für kleine, nachhaltige Brands, um Post-Corona-Shopping und um den GREENSTYLE Pop-up-Shop.
Und wie gehts euch?
Als Kind fand ich Pflanzen immer langweilig, konnte gar nicht verstehen, was Erwachsene daran finden! Tiere interessierten mich.
Jetzt, selber schon lange erwachsen, finde ich von Lebensjahr zu Lebensjahr mehr zu diesen faszinierenden Geschöpfen. Sie bleiben immer an ihrem Ort, ertragen ihr Schicksal nicht reisen zu können, mit stoischer Ruhe und bewegen sich doch ungemein. Das Rauschen der Blätter, das Biegen der Äste im Wind, das Herauskommen aus dem Boden und mit unglaublichen Farben auftrumpfen - woher nimmt der Enzian, so klein und zart, dieses fantastische Blau? Das sind mittlerweile Dinge geworden, die mich faszinieren und tief im Inneren erfreuen!